Maßgeschneiderte Programme

Unser Vorgehen

Basierend auf den regionalen Enveritas-Analysen und den identifizierten Problemen entwickeln wir gemeinsam mit den Menschen in unseren Lieferketten maßgeschneiderte, mehrjährige Programme, um die Probleme gemeinsam zu lösen. Wir fokussieren uns hierbei auf die drängendsten Probleme. Uns ist es wichtig, die Farmer*innen von Anfang an in die Programmentwicklung einzubeziehen und gemeinsam mit lokalen Partnern an der Umsetzung der Programme zu arbeiten. Dabei setzen wir auf Bestehendes auf und nutzen die Erfahrung und das Wissen der Menschen vor Ort. Im Projektverlauf überprüft Enveritas dann, ob die Programme im geplanten Umfang stattfinden und ihre Wirkung erwartungsgemäß ist.

Aktuell sind wir mit unserem neuen Kaffeprogramm in Brasilien, Guatemala, Honduras, Tansania und Vietnam aktiv.
Es folgen Äthiopien, El Salvador, Kenia, Kolumbien, Indien und Peru.

Unsere bestehenden Tchibo Joint Forces Projekte!® laufen weiter und werden schrittweise in das neue Kaffeeprogramm überführt.

Unsere Programme im Detail

Stand: Januar 2024

Brasilien - Sul de Minas, Minas Gerais

Laufzeit: Dezember 2021 bis Dezember 2024 (Phase 1)

Initiator: Tchibo

Realisation: Instituto BioSistêmico (IBS) (seit Dezember 2021)

weitere Partner: Coomap, Coopfam, Exp. Guaxupé, Olam Food Ingredients (OFI), Emater

Ort: Sul de Minas, Minas Gerais / Mogiana Paulista, São Paulo

Projektziele: Anpassung an den Klimawandel, verantwortungsvoller Umgang mit Agrarchemikalien, Wiederaufforstung der heimischen Vegetation

Indentifizierte Herausforderungen: Auswirkungen des Klimawandels


Was wir konkret tun:

Wiederaufforstung dauerhafter Schutzgebiete

In Brasilien ist der Schutz von Gewässern und Landgebieten mit dem sogenannten „Código Florestal“ (Gesetzbuch des Waldes) bereits seit 1934 gesetzlich geregelt. Jeder Mensch, der Land besitzt, hat demnach die Pflicht, ein Mindestmaß an Fläche zu schützen oder wieder aufzubauen. Mit den örtlichen Partnerorganisationen und dem Tchibo-Repräsentanten Cassio Franco Moreira etablieren wir Lerngemeinschaften, mit dem Ziel, die Farmer*innen dabei zu unterstützen, den Umweltschutz zu verbessern. In einem ersten Schritt organisieren wir Workshops mit Farmer*innen, in denen sie Informationen dazu erhalten und die Basics auf einer theoretischen Grundlage erlernen. Direkt im Anschluss geht es in die Farmen, um das Erlernen direkt in die Praxis zu bringen: wie werden anhand von Merkmalen wie Schilf oder Nassflächen ehemalige Wasserquellen identifiziert? Wie werden diese Flächen ausgemessen, vorbereitet und mit Pflanzen, die der ursprünglichen Vegetation entsprechen, wieder aufgeforstet? Gemeinsam mit Trainer*innen und ausgestattet mit den entsprechenden Setzlingen werden die jungen Bäume gepflanzt – die ersten Schritte im Schutz und die Entwicklung des natürlichen Gewässers, und die Grundlage für mehr Biodiversität.


Über Agrarchemikalien und alternative Maßnahmen

Die Nutzung von Agrarchemikalien ist in Brasiliens Kaffeeanbau verbreitet – verständlich, wenn man sich die Fläche und die Menge an Herausforderungen anschaut, mit denen die Produzent*innen umgehen müssen. Doch es gibt Alternativen: In speziell dafür entwickelten Pilot-Farmen – bewirtschaftet von Teilnehmer*innen des Projektes – lernen Farmer*innen Wege abseits von Agrarchemikalien kennen, um Bodengesundheit zu bewahren und die Kaffeepflanzen vor Krankheiten zu schützen. Eine Variante ist, zwischen den Kaffeereihen Gräser gedeihen zu lassen oder sogar andere Pflanzenarten dazwischen auszubringen, denn der Großteil des Kaffees wird bisher in Monokulturen angebaut – dies bedeutet Stress für die Böden und starker Bedarf für Wasser und zusätzliche Nährstoffe. Durch die Bepflanzung kann weitestgehend auf chemische Substanzen verzichtet werden und verschiedene Vorteile mit sich bringen. Positive Vorteile sind die Verbesserung des Nährstoffhaushalt im Boden und Schutz vor Ungeziefer oder Krankheiten zu bieten. Frühblüher ziehen zum Beispiel Bienen und andere Nützlinge an, während tieferwurzelnde Gräsersorten den Boden besser binden und damit Schutz vor Erosion bieten. Einer Austrocknung durch die Sonne wird vorgebeugt, Erosion vermieden. Im Verlauf des Projekts nehmen wir Boden- als auch Bohnenproben, einerseits für Quickwins, andererseits um langfristig festzustellen, welche Auswirkungen die alternativen Maßnahmen auf Aspekte wie Bodengesundheit, Krankheitsbefall, Wasserhaushalt, Kaffeequalität und -menge und damit auch Profitabilität haben.


 Gemeinsam für eine bessere Kaffeewirtschaft

In dem Projekt Paisagens Sustentáveis arbeiten wir mit zwei Genossenschaften zusammen, Coomap und Coopfam, deren Kaffee teilweise mit dem Bio-Siegel und Fairtrade zertifiziert sind. Um den gesamten Kaffeesektor abzubilden, sind aber auch die Lieferanten Exp. Guaxupé und Olam Food Ingredients (OFI) dabei, zwei Kaffee-Exporteure, die unsere konventionelleren Lieferketten abbilden. Diese Konstellation ermöglicht es den Farmer*innen, mit- und voneinander zu lernen, die Ansätze auch für konventionelle Farmer*innen zu skalieren und Dynamiken zu schaffen, die alle für das Thema Nachhaltigkeit motivieren und Anreize schaffen.


Was bisher erreicht wurde 

Rund 260 Kleinfarmer*innen haben sich schon durch die Lerngemeinschaften miteinander vernetzt. Diese fungieren als Umgebung, in der jede*r von den Erfahrungen der anderen profitieren kann. Auch unterstützen sich die Farmer*innen, wenn beispielsweise mal eine helfende Hand fehlt oder ein technisches Gerät gebraucht wird. Bis 2024 ist es unser Ziel, insgesamt 1.600 Farmer*innen zu erreichen.

Die Zusammenarbeit des Teams funktioniert sehr gut. Gemeinsam mit den teilnehmenden Partnern klären wir alle wichtigen Fragen – beispielsweise, welche Ziele wir uns setzen, welche Trainings benötigt, wo neue Setzlinge gepflanzt oder welche Piloten (=Demonstrationsprojekte) gestartet werden. Außerdem ist es uns wichtig, unsere Lieferanten vor Ort in Entscheidungsfindungen einzubeziehen. Dabei steht die transparente Kommunikation zwischen allen Projektpartner*innen im Fokus. Wir evaluieren regelmäßig und arbeiten an einer konstruktiven Weiterentwicklung der Maßnahmen je nach der Entwicklung der Ergebnisse.  

Das Team der Beteiligten ist immer weitergewachsen. Im Juni 2021 ist das Instituto BioSistêmico (IBS) dazugekommen, die Organisation, die die Umsetzung der Projekte vor Ort maßgeblich koordiniert. Seit Dezember 2022 erhalten wir zusätzliche finanzielle Unterstützung durch die Rabo Foundation, um das Projekt weiter voranzutreiben und zu skalieren. Seit Sommer 2023 haben wir Emater integriert, ein Teil der brasilianischen Regierung der uns in der weiteren Operationalisierung des Projektes mithilfe von Expertise und Infrastruktur unterstützt.


Was wir aus diesem Programm lernen

Es ist wichtig, den Fokus nicht nur auf Farmer*innen zu legen, die bereits Zertifizierungen haben, sondern vielmehr alle abzuholen, um auch im Mainstream-Kaffeesegment eine Veränderung herbeizuführen. Dafür wollen wir Dynamiken schaffen, die einen Mehrwert für verschiedene Anbaumodelle bieten und alle für das Thema Nachhaltigkeit motivieren.

Guatemala - Santa Barbara, Huehuetenango

Laufzeit: 1. März 2021 bis 30. Juni 2024

Projektpartner: Coffee Care

Orte: Santa Barbara, Huehuetenango, Guatemala

Projektziele: Anpassung an den Klimawandel, Einkommenssteigerung, Reduktion von Kinderarbeit

Identifizierte Herausforderungen: Armut, Auswanderung, Kinderarbeit, Klimawandel


 Was wir konkret tun

Einkommen steigern

Mehr wissen führt zu mehr Einkommen – aus diesem Grund bieten Coffee Care und Tchibo in Guatemala verschiedene Trainings zu Themen wie Good Agriculture Practices (GAP), Wissen zu Düngemitteln und Bodenbehandlung an, die zur Steigerung der Produktivität und Qualität des Kaffees beitragen, bei den Anpassungen gegen den Klimawandel helfen sollen und im Idealfall zu Zertifizierungen durch Rainforest Alliance führen. Damit kann es gelingen, die Einkommens- und Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern. Darüber hinaus unterstützen wir die Farmer*innenfamilien, zusätzliche Einkommensquellen über den Kaffee hinaus zu generieren. Dazu zählen beispielsweise der Verkauf von Armbändern, die Gründung einer Bäckerei, um Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen, sowie die Einführung alternativer Landwirtschaftsprojekte. Wir haben eine angepasste Art der Hydroponik implementiert, eine Art des Pflanzenanbaus, die mit wesentlich weniger Wasser auskommt als herkömmliche Landwirtschaft. Die Kultivierung findet bei uns in Torfmoos statt, die benötigten Nährstoffe werden mit dem Wasser zugeführt.


Entwicklungspotentiale von Mädchen stärken

Abriendo Oportunidades ist ein Programm des Population Council, das darauf abzielt, guatemaltekischen Mädchen zwischen 8 und 17 Jahren Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen Weiterbildungsangeboten zu ermöglichen. Tchibo setzt dieses Programm in der Region Santa Barbara, Huehuetenango um und bietet unter anderem Schulungen und Trainings zu Themen wie Führungsqualitäten, Gesundheit und Hygiene, Gewaltprävention und wirtschaftliche Stärkung an. Das Programm ist auch darauf ausgerichtet, die Beteiligung von Mädchen und Frauen an der Gemeinschaft zu fördern und ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeiten zu stärken, damit sie besser in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und Veränderungen in ihrem Leben herbeizuführen.


Learn & Invest

Das Programm „Learn & Invest“ soll Jugendliche und Frauen in der Region bei der Jobwahl unterstützen und dabei helfen, eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Welche Jobs gibt es eigentlich? Und was könnte mich interessieren? Bei „Learn & Invest“ geht es insbesondere darum, Jugendlichen und Frauen mit Hilfe von Workshops Zugang zu Praktika in ihnen bekannten Geschäftsfeldern zu ermöglichen. Geplant ist es auch, den Teilnehmer*innen neue Geschäftsmodelle vorzustellen und Jobperspektiven aufzuzeigen. Dadurch könnten Arbeitssuchende zukünftig Optionen kennenlernen und möglicherweise auch Job- und Ausbildungsangebote in Betracht ziehen, die sie zuvor nicht kannten oder für sich ausgeschlossen hatten. Kurzzeitpraktika sollen in nur wenigen Tagen einen Einblick in einen Beruf gewähren und ermöglichen, ein Gefühl für verschiedene Tätigkeitsbereiche zu bekommen. So können die Teilnehmer*innen eigene erfahrungsbasierte Entscheidungen für ihre Zukunft treffen.


Erfolge

Im derzeitigen Projekt unterstützen wir auf unterschiedliche Art und Weise 2.600 Farmer*innen und ihre Familien.

Zertifiziert guter Kaffee – durch das Projekt haben wir 1.000 Neuzertifizierungen für Rainforest Alliance erreicht und 1.600 Farmer*innen, dabei unterstützt, ihre Zertifizierung beizubehalten.

Die Ernte im Rahmen unseres Landwirtschaftsprojekts mit Torfmoos war sehr gut. So haben wir dazu beigetragen, die Ernährungssituation vor Ort zu verbessern.

Die Trainings haben gute Lernergebnisse erzielt – die Farmer*innen haben ihr Wissen zu Düngemitteln, der Verwaltung von Plantagen, Kaffeeernte und -verarbeitung vertieft und verbessert. Dadurch ist es ihnen gelungen, hochqualitativen Kaffee zu verkaufen. Auch die Umwelt hat davon profitiert, denn die Gegend ist jetzt sauberer und die Abwässer werden kontrolliert.

Vor Projektbeginn war Kaffee aus Santa Barbara nicht sehr stark gefragt. Das hat sich seit unserem Engagement vor Ort geändert: Das Interesse, Kaffee aus dieser Gegend zu beziehen, ist gestiegen. Damit ist auch die Wirtschaft angekurbelt worden und die Preise steigen mit jeder Ernte. All dies hat dazu geführt, dass die Farmer*innen mehr Kaffee auf ihren Parzellen produzieren und ihn zu einem höheren Preis verkaufen können als zuvor.

Coffee Care ist langfristig in der Community aktiv. Vor diesem Hintergrund kennen die Menschen vor Ort Coffee Care und die Mitarbeiter*innen oft schon bereits, sodass schon ein Vertrauensverhältnis besteht und es weniger Anlaufschwierigkeiten gibt.


Was wir aus diesem Programm lernen

Wo kann Tchibo wirklich etwas verändern? Und welche Maßnahmen haben tatsächlich positive Auswirkungen auf die Lieferkette? Der Fokus zukünftiger Projekte soll nicht nur einen hohen Impact, sondern auch einen direkten Bezug zu der Geschäftstätigkeit von Tchibo haben.

Eine Grundvoraussetzung zur Umsetzung von Projekten ist es, dass wir die Menschen vor Ort in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen. Die Erfüllung ihrer Bedürfnisse muss sich in den Projekten widerspiegeln, um langfristig positive Veränderungen möglich zu machen und Erfolge zu verzeichnen.

Es ist wichtig, Menschen Know-how an die Hand zu geben, sodass sie darauf basierend eigene Entscheidungen treffen können.

Wir möchten den Kaffee der Farmer*innen kaufen, die wir durch unsere Projektarbeit unterstützen, damit sie einen Abnehmer haben und wir qualitativ hochwertigen Kaffee an unsere Kund*innen weitergeben können.

Der Schwerpunkt unserer Projekte soll in Zukunft noch stärker auf den Farmer*innen liegen; weniger allgemein auf der Community. Aus diesem Grund werden aus heutiger Sicht sowohl die Bäckerei als auch die Abriendo Oportunidades nur bis Ende des Jahres 2023 weitergeführt.

Es ist wichtig, die Strukturen vor Ort zu berücksichtigen. Nur so kann es gelingen, mit unseren Projekten die Situation vor Ort wirklich zu verändern. Das betrifft auch familiäre Strukturen. Diese sind in Guatemala andere als wir sie in Europa kennen (Frauen wurde teilweise aus diesem Grund nicht erlaubt, in der Bäckerei zu arbeiten).

Die Menschen in Santa Barbara haben wenig Transportmöglichkeiten, weshalb der Kaffee oft nicht zur Sammelstelle gebracht werden kann. Daher verkaufen sie den Kaffee teilweise an Vermittler*innen, die den Kaffee bei ihnen zuhause abholen, aber manchmal einen geringeren Preis zahlen. Wir wollten eine App entwickeln, die zwei Aspekte miteinander vereint: einerseits einen Kommunikationskanal direkt zum Exporteur erschaffen, der den Farmer*innen Preise zuschickt, und andererseits den Transport des Kaffees vereinfachen. Wir hätten hier bestehende Strukturen aufgebrochen. Nach Interviews und Gesprächen mit der Community stellte sich heraus, dass dies nicht gewünscht war. Das Risiko eines Misserfolges und auch die Gefahr für unseren Partner waren zu groß, sodass wir uns entschieden haben, es nicht umzusetzen. Das Budget wird nun umgelegt und in erfolgversprechendere, gewollte Projekte investiert.

Honduras - San Andrés und Caona

 Laufzeit: 1.6.2022 bis 1.7.2027

Projektpartner: Becamo, Inga Foundation

Orte: San Andrés und Caona, Honduras

Projektziele: Einkommenssteigerung und Anpassungen an den Klimawandel, Kinderbetreuung

Identifizierte Herausforderungen: Armut, Auswanderung, Bodengesundheit, Kinderarbeit


Was wir konkret tun:

 Ferienbetreuung in der Erntezeit

In Honduras beginnt die Erntezeit der Kaffeekirschen in der Regel im Oktober und reicht bis in den Februar hinein. In diesen Zeitraum fallen auch die Schulferien – das Resultat: Wegen fehlender Betreuungsmöglichkeiten müssen viele Kaffeefarmer*innen ihre Kinder zu dieser Zeit mit auf die Kaffeeplantagen nehmen, wo diese dann oft unbeaufsichtigt auf den Feldern spielen oder bei der Ernte der Kaffeekirschen helfen. Deshalb schafft Tchibo in Partnerschaft mit Becamo Betreuungsmöglichkeiten. In Kitas werden die Kinder tagsüber von qualifiziertem Personal betreut, außerdem bekommen sie Mahlzeiten und haben Zugang zu Bildungsangeboten. Da die Ferien auf den gleichen Zeitraum wie die Erntezeit fallen, werden Lehrer*innen in den Kitas angestellt - im Idealfall über den gesamten Projektzeitraum. So können wir Routinen sichern und zeitliche Ressourcen für Organisation und Einarbeitung einsparen. In speziellen Trainings werden Farmer*innenfamilien für die Problematiken von Kinderarbeit sensibilisiert – im Umkehrschluss ist das auch einer der Gründe, weshalb die Kitas gut angenommen werden.


Einkommenssteigerung durch Diversifizierung im Anbau

Ein wichtiger Ansatz zur Steigerung der Produktivität der Farmen – sowohl ökologisch als auch ökonomisch – ist die Diversifizierung. Dafür unterstützen Tchibo und Becamo den Anbau von Obstbäumen, darunter Avocados und Zitrusfrüchte, auf den Kaffeefeldern. Das bringt verschiedene Vorteile: Die Obstbäume spenden den Kaffeepflanzen notwendigen Schatten, was die Qualität und Leistungsfähigkeit erhöhen kann. Gleichzeitig sichern die Obstbäume Nahrungsmittel für die Farmer*innen und ihre Familien. Unter Umständen können sie sogar zu einer zweiten Einkommensquelle werden. Der Anbau unterschiedlicher Sorten und die Gewinnung von Bio-Input sorgen darüber hinaus für eine bessere Biodiversität und Bodengesundheit und leisten damit einen Beitrag im Einsatz gegen den Klimawandel.


Herstellung von Bio-Input

Bis 2027 engagiert sich Tchibo für den Bau von 200 sogenannter Pulp Handling Booths. Dabei handelt es sich um Maschinen, in denen durch das Trocknen von Kaffeepulpe Bio-Input generiert wird – natürliches Düngemittel, welches auf den Feldern angewendet und auch verkauft werden kann. Das führt wiederum zur Erschließung einer weiteren Einkommensquelle.


Neue Wege, neue Partner

In Honduras hat Tchibo im 2022 die Zusammenarbeit mit der Inga Foundation begonnen, die im Jahr 2012 das Projekt „Land for Life“ ins Leben gerufen hat. Das Ziel: Kleinstfarmer*innen dabei zu helfen, aus eigener Kraft aus der Armut herauszukommen. Dafür unterstützt die Stiftung Smallholder im ersten Schritt mit Grundnahrungsmitteln, im zweiten Schritt mit Feuerholz, das in den ländlichen Gebieten von Honduras zum Heizen und Kochen genutzt wird, und im dritten Schritt mit Cash Crops – Pflanzen, mit denen Farmer*innen Geld verdienen können. Neben Pfeffer und Kakao gehört dazu auch Kaffee. Zusätzlich zu der Unterstützung der Familien vor Ort und der Hilfe zur Selbsthilfe, wurde durch diese Maßnahmen eine Verbesserung der Bodenqualität festgestellt; das wiederum verringert die Notwendigkeit von Brandrodungen. Denn: Nicht durch Brandrodung, sondern durch den Anbau der verschiedenen Pflanzenarten werden dem Boden Nährstoffe zugeführt, darüber hinaus werden die Böden in regelmäßigen Abständen mit Zusätzen wie Kalium oder Phosphor versorgt. Dadurch wird in den Regionen ein sehr guter, fruchtbarer Boden kultiviert, der keine chemischen Zusätze mehr benötigt.


Management Skills

Miteinander und voneinander lernen – mit Übungen zur Stärkung der Management Skills sowie Produktivitäts- und Qualitätstrainings trägt Tchibo zur Einkommenssteigerung der Farmer*innen vor Ort bei. Die Trainings sind so gestaltet, dass Interessent*innen wie Nachbar*innen oder Verwandte jederzeit dazustoßen und mitlernen können – denn Tchibo und Becamo verfolgen das Ziel, Kaffeewissen niedrigschwellig für alle zugänglich zu machen und damit die Kaffeewirtschaft in Honduras flächendeckend zu verbessern.


Lernprogramme für Jugendliche

Eine große Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit von Honduras ist die Auswanderung. Insbesondere junge Menschen verlassen das Land, weil sie dort keine Perspektive sehen. Ein Ansatz, um dem entgegenzuwirken ist, die sozioökonomische Rentabilität des Kaffeeanbaus zu fördern. Genau dieses Ziel verfolgt IHCAFE. Um den Kaffeeanbau in Honduras zu sichern, nutzt Tchibo Synergien mit dieser honduranischen Institution. Inspiriert von bestehenden Lerninhalten von IHCAFE haben wir ein eigenes Programm für jugendliche Uniabgänger*innen entwickelt. In einem Management Skills-Training lernen die angehenden Farmer*innen über das Business der Kaffeefarmen und wie sie diese führen können.


Vertraglich geregelte Abnahmemengen

Kaffeefarmer*innen können in der Zusammenarbeit mit Tchibo sicher sein, dass sie den Kaffee, den sie anbauen, auch verkaufen werden. Denn die Kaffeeabnahmemenge sind vertraglich geregelt. Das gibt den Menschen in Honduras mehr Planbarkeit und Sicherheit.


Jede verkaufte Packung Kaffee hilft

Pro verkaufter 500 Gramm-Packung des Produkts Beans Brothers gehen 50 Cent an Projekte in Honduras. Damit werden unter anderem der Anbau der Obstbäume mit der Inga Foundation, die Kita Projekte oder die Gewinnung von Bio-Input unterstützt. Diese zusätzliche finanzielle Unterstützung steigert das gesamte Projektvolumen, sodass Tchibo weitere kleine Zusatzmaßnahmen im Projektumfeld realisieren kann. Das sind unter anderem die Bereitstellung von Lehrmaterialien, die Finanzierung von Mahlzeiten oder der Bau zusätzlicher Klassenzimmer.



Erfolge

In Summe werden bis zum Projekteende im Juli 2027 1.612 Farmer*innen von dem Engagement profitieren. Becamo selbst unterstützt weitere 3.000 Farmer*innen. Die Trainings und Maßnahmen zeigen Erfolg – bislang ist die Produktivität der teilnehmenden Farmer*innen um 10 bis 15 Prozent gestiegen.

Pro Jahr rechnet Tchibo mit durchschnittlich 206 Kindern, die während der Ernte in den Kitas aufgenommen und versorgt werden. In der ersten Erntesaison wurden 174 Kinder betreut. Was uns zudem besonders freut, ist, dass die Kitas auf großes allgemeines Interesse stoßen und eine Inspirationsquelle für weitere Projekte sind: So hat eine benachbarte Kooperative die Idee der Kitas aufgegriffen und möchte mit Unterstützung eine eigene Kinderbetreuung realisieren.

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Becamo findet stets und seit Jahren auf Augenhöhe statt und ermöglicht es, nicht nur den Austausch zu fördern, sondern auch Brücken zu anderen Tchibo-Projekten zu bauen und den Austausch über Ländergrenzen hinweg zu initiieren. Ein erster Schritt war es, Honduras, Guatemala und Tansania zum Thema Jugendliche und Kaffeeanbau miteinander zu verknüpfen. Auch in der Zusammenarbeit mit der Inga Foundation gelingt es, Kompetenzen zu teilen, Erfahrungen zu sammeln und vor allem von- und miteinander zu lernen.


Was wir aus diesem Programm lernen

Diversifizierung ist eine gewinnbringende Maßnahme – sowohl für die Farmer*innen als auch für die Umwelt. Tchibo möchte deshalb in Kaffee-ähnlichen Lieferketten arbeiten und den Anbau verschiedener Obstsorten fördern.

Das Know-how der Farmer*innen nutzen und in Prozesse integrieren – denn dann wird gegenseitiges Lernen möglich, von dem auch Tchibo als Unternehmen profitieren kann.

 Verstärkt Frauen und Jugendliche in Trainings involvieren. Deshalb werden beispielsweise Trainings an Nachmittagen veranstaltet, damit möglichst viele Interessierte teilnehmen können.

Je länger die Partnerschaft andauert, desto einfacher ist die Zusammenarbeit. Eine gute Vertrauensbasis spielt eine wichtige Rolle für funktionierende Kooperation.

Mit Partner*innen zusammenkommen, die ein ähnliches Mindset teilen und auf Augenhöhe agieren. Mit Becamo hat Tchibo einen Projektpartner, der sehr offen für neue Ideen und Ansätze ist und damit den gemeinsamen Weg erfolgreich immer weiter geht.

Länderübergreifend denken und Synergien nutzen. Für die Zukunft ist ein Austausch verschiedener Projektverantwortlicher aus unterschiedlichen Ländern geplant, um voneinander zu lernen und dafür zu sorgen, dass Fehler nicht doppelt gemacht werden.

Tansania - Mbyea und Mbozi

 Laufzeit: 01. Oktober 2017 bis 30. September 2026

Projektpartner: City Coffee 

Orte: Mbyea und Mbozi, Tansania

Projektziele: Stärkung der nächsten Kaffee-Farmer*innen Generation, Steigerung der Produktivität und Qualität durch Anreicherung von Wissen, Know-how und Wissensvermittlung zum nachhaltigen Kaffeeanbau 

Landesspezifische Herausforderungen: Genderinklusion, Klimawandel


Was wir konkret tun:

Nachwuchs fördern & Wissen vermitteln

Um die Nachwuchsfarmer*innen in ihrem Wissen zu stärken, hat Tchibo in Zusammenarbeit mit City Coffee Coffee Clubs in Leben gerufen. Das sind Schul AGs, die an sieben Schulen in Mbyea und Mbozi sattfinden. Diese umfassen Inhalte vom Anbau bis hin zum erfolgreichen Verkauf von Kaffee. In verschiedenen Modulen geht es um das Erkennen von Pflanzenkrankheiten, Kompetenzen zu Düngemitteln und dem angemessenen Einsatz von Wasser. Außerdem werden fundierte Informationen über korrektes Zurückschneiden und die ertragreiche Erntemethoden weitergegeben. Die Trainings sollen nicht nur ökologische Inhalte zum Anbau und Erhalt der Kaffeepflanzen bieten, sondern den Teilnehmer*innen auch Fähigkeiten an die Hand geben, die sie benötigen, um eine Farm erfolgreich zu führen. Vor diesem Hintergrund werden auch dafür wichtige Aspekte wie Arbeitsschutz und Sicherheit sowie Management Skills thematisiert. Häufig führen die Trainings zu Produktivitäts- und Qualitätssteigerungen – ein wichtiger Motivationsfaktor für die Schüler*innen. Im Rahmen des Projekts stellen die Eltern den Jugendlichen einen Teil ihrer Farm zur Verfügung, wo sie ihr Wissen zunächst anwenden können – im Idealfall können sie diese in Zukunft übernehmen und so die Verfügbarkeit von Kaffee in Tansania sichern.


Obstprojekt

Zwischen Oktober 2020 und September 2022 ist im Rahmen der Coffee Clubs ein zusätzliches Projekt entstanden. Insgesamt haben wir mit City Coffee deshalb in dem Zeitraum über 30.000 Kaffeepflanzen und über 8.400 Obstbäume gepflanzt – von Avocados über Bananen bis hin zu Mangos und Papayas. Von den Obstbäumen wurden knapp 5.000 an den sieben Schulen angebaut, den anderen Teil haben insgesamt 347 Teilnehmer*innen der Coffee Clubs mit nach Hause genommen. Auf der einen Seite gelingt es dadurch, die Ernährungssituation sowohl in den Schulen als auch bei den Familien zuhause zu verbessern, auf der anderen Seite haben die Farmer*innenfamilien durch möglichen Verkauf eine zusätzliche Einkommensquelle. Die Diversifizierung der Felder hat außerdem auch einen positiven Einfluss auf die Bodengesundheit.


Erfolge

Insgesamt wurden Coffee Clubs in sieben tansanischen Schulen etabliert, in Summe haben 908 Schüler*innen teilgenommen. Davon sind 240 Graduates, bei den restlichen 668 handelt es sich um aktuelle Schüler*innen. Auch nach dem Schulabschluss zeigt sich der positive Einfluss der Coffee Clubs – von den Absolvent*innen sind 65% weiterhin im Kaffeeanbau tätig.

Die Schulen haben für die Coffee Clubs Land zur Verfügung gestellt, sodass Schüler*innen dort Erfahrungen sammeln und das gelernte Wissen im Anschluss zuhause anwenden können. Win-Win: Dadurch können die Schule zusätzliche Einnahmen generieren, was wiederum den Schulen und Schüler*innen zugutekommt.

Die Coffee Clubs haben großes Potenzial: Die Schüler*innen lernen den richtigen Umgang mit den Pflanzen und mit Düngemitteln und bringen ihr Wissen mit nach Hause, wo ihre Eltern wiederum von ihren Kindern lernen. Indirekt profitiert also die ganze Familie.

Das Konzept Coffee Clubs stößt auf Interesse und wir stehen in einem regelmäßigen Austausch mit lokalen Institutionen und Organisation zu dem Thema.


Was wir aus diesem Programm lernen

Frauen in das Projekt einzubinden, ist eine Herausforderung. Von den Graduates sind 45% Frauen und 55% Männer. Zukünftig wollen wir die Genderinklusion verbessern und den Fokus noch stärker darauf legen, alle Geschlechter zu integrieren und zu involvieren. Dafür sollen auch die Coffee Club Trainer*innen geschult werden.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Coffee Clubs am besten an Schulen funktionieren, bei denen das Management der Schulen hinter dem Thema steht und es vollumfänglich unterstützt.

In persönlichen wie auch beruflichen Partnerschaften kann es zu Missverständnissen und zu einem anderen Verständnis der Situation kommen. Wir hatten ursprünglich angedacht, die Obstbäume als Schattenbäume für die Kaffeepflanzen zu nutzen und um die Diversifizierung der Böden voranzutreiben. Die Obstbäume wurden zum Teil auf freistehenden Feldern angebaut, da dies schneller umsetzbar war. Wir haben daraus gelernt, noch klarer miteinander zu kommunizieren und genauer in unseren jeweiligen Aussagen zu sein.

Vietnam - Central Highlands

Laufzeit: 01.11.2022 bis 31.01.2028

Projektpartner: Neumann Kaffee Gruppe (NKG) bzw. Neumann Gruppe Vietnam Limited, Sustainable Solution Switzerland (DSS), SNV Netherlands Development Organisation

Ort: Central Highlands, Vietnam

Projektziele: Einkommenssteigerung, Umweltschutz, Maßnahmen gegen den Klimawandel

Identifizierte Herausforderungen: Armut, übermäßiger Gebrauch von Agrochemikalien, Dürre und Wasserknappheit, Auswirkungen des Klimawandels


Was wir konkret tun

Kompetenztrainings für Farmer*innen

Gegen Armut, für den Klimaschutz: In Zusammenarbeit mit der Neumann Kaffee Gruppe (NKG) und SNV Netherlands Development Organisation etabliert Tchibo in Vietnam Projekte zum Aufbau von Kompetenzen für Smallholderfarmer*innen vor Ort. Von den Trainings profitieren über den gesamten Projektzeitraum insgesamt 12.000 Kaffeefarmen in Vietnam. Die übergeordneten Ziele des gemeinsamen Projekts sind: zur Einkommenssteigerung beizutragen, den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Agrochemikalien zu fördern, schädliche Emissionen zu reduzieren und den Wasserfußabdruck vor Ort zu minimieren. In Trainings zu Themen wie Good Agriculture Practices (GAP), Arbeitsschutz, dem Einsatz toxischer Agrochemikalien und möglichen Alternativen, Wissen zu Düngemitteln, Good Farming, Kostenmanagement oder Buchhaltungen lernen die Farmer*innen, wie sie den Kaffeeanbau so ökologisch und profitabel wie möglich gestalten können.


Theorie trifft Praxis

Die Trainings sind so konzipiert, dass Wissen sowohl mit theoretischen Lehrmaterialien, als auch in Form von praktischen Modulen vermittelt wird. Dafür gibt es insgesamt 60 Modellfarmen, an denen optimale Bedingungen für den Kaffeeanbau veranschaulicht werden. Außerdem spielen Interaktion sowie das Mit- und Voneinander-Lernen eine wichtige Rolle. Die Farmer*innen werden bewusst stark in die Trainings miteinbezogen. So fließen auch ihre Erfahrungen und ihr Feedback mit in die Zusammenarbeit ein und ein Vertrauensverhältnis zwischen den Teilnehmer*innen und den Trainer*innen entsteht. Die Trainings sind für die ganze Familie gedacht und finden zu Tageszeiten statt, an denen möglichst viele Menschen davon profitieren und insbesondere auch Frauen und Jugendliche teilnehmen können.


Herstellung von Pflanzenkohle für bessere Böden

In einer Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen dss+ testet Tchibo den Nutzen von Pyrolyseöfen auf Kaffeefarmen. Seit Januar 2022 und bis Dezember 2024 werden die Maschinen auf 20 Testfarmen bereitgestellt. Mit den Öfen können die Farmer*innen aus organischen Abfällen z.B. Kaffeeschalen und Baumschnittreste selber eigene Pflanzenkohle herstellen. Diese kann im Anschluss als Trägerstoff für Düngemittel oder Kompost unter die Erde gemischt werden und trägt wesentlich zur Bodenverbesserung bei.

Partnerschaften und Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Für uns sind die Menschen in den Anbauländern sehr wichtig. Sie sind diejenigen, die das Land, die Region und die Problematik besser kennen als wir, weil sie vor Ort leben und aktiv sind. Durch lokale Menschen können wir besser verstehen, welche Herausforderungen vor Ort am dringlichsten sind – und welche Unterstützung die Farmer*innen und ihre Familien zur Bewältigung benötigen. Gemeinsam mit Partner*innen und Lieferant*innen entstehen die spezifischen Programme.

Wir verstehen uns nicht als diejenigen, die es besser wissen oder vorgeben, wo es langgehen muss. Vielmehr möchten wir gemeinsam mit den Menschen in den Anbauregionen etwas verändern, gemeinsam lernen und den Kaffeeanbau verantwortungsvoller gestalten. Deshalb sind uns lokale Partnerschaften und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sehr wichtig.