Tiefgreifender Wandel gelingt nur, wenn alle einbezogen werden und alle mitarbeiten.

Allein kommen wir nicht weiter

In unseren Branchen haben wir oft mit Herausforderungen zu kämpfen, die systemisch sind. Sie sind tief in der globalisierten Wirtschaft verankert. Zum Beispiel niedrige Löhne, gefährliche Arbeitsplätze oder Kinderarbeit.

An diesen Stellen kommen wir allein nicht weiter. Wir brauchen einen tiefgreifenden Wandel.

Dafür müssen Politik, Unternehmen, Arbeitgeber*innenverbände, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen an einem Strang ziehen. Deshalb engagieren wir uns in verschiedenen Initiativen – sowohl auf Branchenebene als auch darüber hinaus. Zusammen verändern wir uns und die Welt zum Besseren.

Tiefgreifender Wandel gelingt nur, wenn alle einbezogen werden und alle mitarbeiten. Das ist unser Weg zum Erfolg.

Uns ist wichtig, dass die Interessen von Arbeiter*innen und anderen Betroffenen in unseren Initiativen vertreten sind. Seit vielen Jahren arbeiten wir mit dem Gewerkschaftsverband IndustriALL Global Union und dessen Mitgliedern zusammen, beispielsweise zum Gebäude- und Brandschutz im Bangladesh Accord oder für existenzsichernde Löhne in ACT on Living Wages.


Sektorweite Ansätze sind unsere Antwort auf die Herausforderungen unserer Branchen. Neue und systemische Lösungen brauchen jedoch viel Zeit, sie bearbeiten komplexe Probleme und müssen Betroffene integrieren. Ihre Fortschritte mögen kleinteilig erscheinen und sich nicht auf den ersten Blick erschließen, aber sie sind sehr wertvoll für den systemischen Wandel, den wir anstreben.

Unsere Sektorinitiativen

  • International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Industry

    2012 – bereits ein Jahr vor dem verheerenden Fabrikeinsturz von Rana Plaza – war Tchibo maßgeblich an der Verhandlung des Gebäudesicherheits- und Brandschutzabkommens „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“ beteiligt. Heute ist es die weltweit erfolgreichste Initiative zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Bis 2021 hatten sich 190 Markenunternehmen angeschlossen, die dadurch 1.600 Fabriken und über zwei Millionen Menschen in Bangladesch in das Programm aufgenommen haben.

    Vor dem Accord waren die Fabriken in einem schlechten Zustand. Die Arbeit konnte für Arbeiter*innen lebensgefährlich sein. Heute sind die Beschäftigten in den Fabriken besser geschützt. Seit Gründung des Accord hat es in den teilnehmenden Fabriken keine tödlichen Brände oder Einstürze mehr gegeben. Das gelang nur durch die Zusammenarbeit von Unternehmen, Produzent*innen, Gewerkschaften und den beteiligten Nichtregierungsorganisationen.

    Seit Juni 2020 ist die Umsetzungsarbeit des Accords in Bangladesch im sogenannten Ready-Made Garments Sustainability Council (RSC) aufgegangen, einer unabhängigen, nationalen Organisation, in der Markenunternehmen, die Gewerkschaftsverbände IndustriALL Global Union und UNI Global Union sowie die bangladeschischen Textilindustrie-Verbände BGMEA und BKMEA (Bangladesh Garment/Knitwear Manufacturing and Export Association) als gleichberechtigte Partner*innen zusammenarbeiten.

    Nach einer Verlängerung des Bangladesh Accords im Jahr 2018 ging dieser im September 2021 im neu gegründeten International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Industry auf. Die unterzeichnenden Unternehmen verpflichten sich, die bisherige Arbeit des Accords in Bangladesch fortzuführen. Tchibo hatte sich klar für eine Verlängerung und Ausweitung gemeinsam mit den globalen Gewerkschaften ausgesprochen und gehörte zu den ersten Unternehmen, die die neue Vereinbarung unterzeichneten.

  • ACT on Living Wages

    Unser Ziel ist, dass Tchibo Produkte unter fairen Bedingungen produziert werden. Dazu zählt auch, dass die Menschen in unseren Lieferketten existenzsichernde Löhne erhalten. In der Initiative ACT (Action, Collaboration, Transformation) wollen wir mit über 18 globalen Markenunternehmen und IndustriALL Existenzlöhne in der Textilindustrie erreichen.
    Unsere Vision sind regelmäßige Lohnverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber*innen der gesamten Textilindustrie eines Landes, kombiniert mit besseren Einkaufspraktiken und langfristigen Geschäftsbeziehungen der einkaufenden Unternehmen. So können Löhne Schritt für Schritt ansteigen, bis sie ein existenzsicherndes Niveau erreichen.
    Wir passen unsere Einkaufspraktiken an, um Hersteller*innen langfristige Planungs- und finanzielle Sicherheit zu erlauben. Das ermöglicht die Zahlung von höheren Löhnen. Dazu gehören auch faire Zahlungsbedingungen. Ein Kern unserer ACT Verpflichtungen: Mit unseren Produzenten arbeiten wir daran, dass Lohn- und Arbeitskosten festgeschriebener Teil von Preiskalkulationen sind und damit aus den Preisverhandlungen ausgeschlossen werden.
    Sobald ein branchenweiter Tarifvertrag in einem Land verhandelt wurde, verpflichten wir uns als Gemeinschaft von ACT Unternehmen, unser Einkaufsvolumen in diesem Land über mehrere Jahre mindestens auf gleichbleibendem Niveau zu halten. Das unterstützt die langfristige Veränderung und gibt den Sozialpartner*innen Zeit und Kraft für regelmäßige Lohnverhandlungen.

    Die ACT Schwerpunktländer: Bangladesch, Kambodscha, Türkei, Myanmar (bis 2021)

  • Bündnis für nachhaltige Textilien

    Seit 2015 ist Tchibo Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien. Hier arbeiten Unternehmen, Verbände, Politik, Nichtregierungs- und Standardorganisationen, Gewerkschaften und Wissenschaft zusammen, um soziale und ökologische Standards in den Lieferketten zu verbessern. Das Textilbündnis hält für uns die Chance bereit, als deutsche Textilbranche gemeinsame Standards aufzubauen und sie gemeinschaftlich umzusetzen.
    Das Textilbündnis ist eine sogenannte Multi-Akteurs-Partnerschaft. Möglichst alle deutschen Stakeholder*innen der Textil- und Bekleidungsbranche sollten Mitglied sein. Das umfasst große Händler wie Tchibo über traditionelle deutsche Textil- und Schuhhersteller bis hin zu kleineren Fair Fashion Marken, aber auch die Gewerkschaften, NGOs, wie die Kampagne für Saubere Kleidung oder Transparency International, sowie die politischen Akteure, die die Rahmenbedingungen unseres Handelns schaffen.
    Das Bündnis kooperiert mit internationalen Initiativen, die sich für eine nachhaltige und zukunftsfähige Textilindustrie einsetzen, zum Beispiel der Fair Wear Foundation, ACT on Living Wages oder der Sustainable Apparel Coalition. Das verstärkt die positiven Lern- und Umsetzungseffekte für die Mitglieder und macht das Bündnis noch wertvoller für uns.

    Tchibo ist Mitglied folgender Bündnisinitiativen im Textilbündnis:
    - Bündnisinitiative Tamil Nadu
    - Expert*innen-Gruppe Klimaschutz
    - Expert*innen-Gruppe Naturfasern

    In der Bündnisinitiative Tamil Nadu arbeiten wir gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Nichtregierungsorganisation FEMNET e.V. sowie den Unternehmen Hugo Boss, KiK und Otto Group daran, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie in dem gleichnamigen indischen Bundesstaat systemisch zu verbessern, insbesondere für Frauen und Mädchen in Spinnereien. Die Nichtregierungsorganisation SAVE setzt das Programm vor Ort um und stößt Veränderungen auf mehreren Ebenen an: Ein Dialog soll die wesentlichen Beteiligten der lokalen Textilindustrie inklusive der Regierung für die Rechte der Arbeiter*innen sensibilisieren. Daneben begleitet ein Schulungsprogramm die geplante Einrichtung der gesetzlich vorgeschriebenen Beschwerde- und Schlichtungsgremien in Spinnereien und Fabriken. Arbeiter*innen und Management werden über ihre Arbeitsrechte und Beschwerdemechanismen informiert. Nach Ende der ersten Projektphase im September 2020 führen wir das Projekt seit November 2021 in einer zweiten Phase fort.