Wertschöpfungskette verantwortungsvoll gestalten
Managementansatz: GRI 203; 301; 308; 407; 408; 409; 412; 413; 414
GRI 102-9; 308-2; 409-1; 412-3; 414-2
In wöchentlich wechselnden Themenwelten bieten wir unseren Kunden Gebrauchsartikel an, die sich durch Qualität und Vielfalt auszeichnen. Wir achten darauf, dass soziale und ökologische Standards bei der Rohstoffgewinnung und in der Produktion eingehalten werden, und beziehen Nachhaltigkeitsaspekte in das Produktdesign mit ein. Wir arbeiten daran, die Transparenz in unseren Wertschöpfungsketten weiter zu erhöhen, um auch auf vorgelagerten Lieferkettenstufen Verbesserungen zu bewirken. Globalen Herausforderungen in der Lieferkette, die wir nicht alleine lösen können, begegnen wir durch innovative Kooperationsansätze möglichst in branchenweiten Initiativen.
Seit 2006 ist Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Tchibo Unternehmensstrategie. Auf dem Weg zu einer 100 % nachhaltigen Geschäftstätigkeit weiten wir unser nachhaltiges Gebrauchsartikelsortiment kontinuierlich aus und implementieren soziale und ökologische Standards in der Lieferkette. Gemeinsam mit anderen Akteuren arbeiten wir in Initiativen zusammen, um Lösungsansätze für die Herausforderungen der Globalisierung zu entwickeln. Wir nehmen unsere Verantwortung als werteorientiertes Familienunternehmen ernst und sind der Überzeugung, dass unternehmerischer Erfolg nicht zulasten von Mensch und Umwelt gehen darf. Mit Blick auf die nachfolgenden Generationen sehen wir es zudem als Aufgabe von Unternehmen, ihren Beitrag zu einer menschenwürdigen gesellschaftlichen Entwicklung sowie zum Erhalt der Umwelt zu leisten.
Chancen und Herausforderungen globaler Lieferketten 
Die Liberalisierung von Waren- und Finanzströmen hat zu einer globalen Arbeitsteilung geführt, in der sich Länder auf ihre spezifischen Wettbewerbsvorteile konzentrieren. Tchibo bezieht einen Großteil seiner Textilien und sonstigen Gebrauchsartikel aus Asien und Osteuropa, wo in der Regel zu günstigeren Preisen produziert werden kann als in West- und Südeuropa bzw. viele Produktkategorien auch nur von dort bezogen werden können. Gleichzeitig sieht sich Tchibo – wie andere Unternehmen auch – mit Risikofaktoren konfrontiert. Dazu zählen die Missachtung von Arbeits- und Sozialrechten sowie von Umweltstandards. Wir sind überzeugt: Die internationale Arbeitsteilung kann für alle Chancen eröffnen, wenn Mensch und Umwelt mitbedacht und im Handeln berücksichtigt werden. Wir engagieren uns deshalb für eine nachhaltige Gestaltung der Wertschöpfungsketten unserer Gebrauchsartikel.
Der Anbau und die Verarbeitung von Rohstoffen wie Baumwolle und Holz haben Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: Für den Anbau von Baumwolle werden beispielsweise große Mengen von Wasser benötigt sowie chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel auf die Baumwollfelder und Waldflächen aufgebracht. Auch die Weiterverarbeitung der Rohstoffe geschieht häufig ohne ausreichende Beachtung von Umwelt- und Sozialstandards. Tchibo ist sich dieser Problematik bewusst. Als verantwortungsvoll handelndes Unternehmen reduzieren wir deshalb kontinuierlich die negativen Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Dazu zählt, dass wir soziale Standards in der Lieferkette implementieren, wie beispielsweise Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, ebenso wie ökologische Standards, zum Beispiel den Ressourcenschutz und das Chemikalienmanagement. Unsere Wertschöpfungsketten nachhaltig zu gestalten, bedeutet auch den Ausbau nachhaltiger Sortimente und die Förderung des nachhaltigen Konsums. Indem wir etwa die Nachfrage nach nachhaltig angebauter Baumwolle steigern, fördern wir gleichzeitig auch die nachhaltige Landwirtschaft. Wenn wir unseren Kunden einen nachhaltigen Konsum ermöglichen, leisten wir damit auch einen Beitrag zur Steigerung des nachhaltigen Wachstums.
Schwerpunkte unserer Maßnahmen auf dem Weg zu einer 100 % nachhaltigen Geschäftstätigkeit 
Wir entwickeln die Arbeitsschwerpunkte in unserem Nachhaltigkeitsmanagement laufend weiter. Im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse haben wir sie bereits 2012 gemeinsam mit unseren Stakeholdern für unsere Wertschöpfungskette Gebrauchsartikel bewertet und abgebildet. Wir haben „Umwelt- und Sozialstandards in der Lieferkette“, „Ressourcenschonende Produktgestaltung“ und „Qualifizierung von Lieferanten“ als Themenschwerpunkte festgelegt.
Diese Schwerpunkte leiten uns bei der Entwicklung konkreter Ziele und Maßnahmen auf dem Weg zu einer 100 % nachhaltigen Geschäftstätigkeit. Auch 2017 haben wir umfangreiche und gezielte Stakeholderdialoge und Stakeholderbefragungen durchgeführt, die in die Weiterentwicklung unserer Themenschwerpunkte einfließen. So setzen wir im Bereich der Sozialstandards den Fokus noch stärker auf Transparenz in den Lieferketten und auf Menschenrechte, dies vor allem auch vor dem Hintergrund der Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN Guiding Principles on Business and Human Rights), von deren Umsetzung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) und ihrer Entwicklungsziele, der Sustainable Development Goals (SDGs), die wir als globale Rahmenwerke auch für unsere eigene Nachhaltigkeitsagenda betrachten.
Besondere Aufmerksamkeit widmen wir der nachhaltigen Gestaltung unserer Wertschöpfungsketten. Dabei ermöglicht uns unsere Unternehmensgröße, deutliche Effekte zu erzielen. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Geschäftstätigkeit gestalten wir Schritt für Schritt sämtliche Produkte und Prozesse umwelt- und sozialverträglich. Wir konzentrieren uns dabei auf die Bereiche, in denen unsere Auswirkungen auf Mensch und Umwelt am größten sind und wo wir gleichzeitig am meisten Einfluss nehmen können:
- verantwortungsvolle Geschäftspraktiken
- Rohstoffe und Materialien schrittweise nur noch aus nachhaltigen Quellen beziehen
- Arbeits- und Umweltbedingungen an den Produktionsstandorten dauerhaft verbessern
- strukturelle Herausforderungen durch branchenübergreifende Allianzen angehen
Richtlinien und Prinzipien für unsere verantwortungsvollen Geschäftspraktiken 
Mit dem Ziel, unser Nachhaltigkeitsmanagement kontinuierlich zu verbessern, orientieren wir uns an internationalen Richtlinien, allen voran den Sustainable Development Goals (SDGs) als übergeordnetem Rahmen auf globaler Ebene, den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN Guiding Principles on Business and Human Rights) für sozial verantwortliches Handeln in den Lieferketten, dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP), den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung auf Basis der Rio-Erklärung von 1992. Den rechtlichen Rahmen für die nachhaltige Gestaltung unserer Produkte und Prozesse bilden Vorschriften der EU (z. B. die Vorschriften zum Chemikalienmanagement REACH) sowie Vorschriften des deutschen Gesetzgebers (zum Beispiel Wertstoff- und Verpackungsgesetz oder das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständerecht).
Auf dieser Basis haben wir folgende verbindlichen Prinzipien formuliert, die uns bei der Gestaltung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten für Gebrauchsartikel leiten.
- Dialog und Mitbestimmung: Wir binden in der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten sowohl deren Management (Top-down) als auch deren Beschäftigte (Bottom-up) ein. Das macht alle Beteiligten zu „Eigentümern“ der Prozesse und verbessert die Aussicht auf für alle akzeptable Lösungen.
- Zielvorgaben und Erfolgsorientierung: Wir definieren anspruchsvolle, aber realistische Ziele in Bezug auf unsere Geschäftspraktiken, überprüfen Ergebnisse regelmäßig und arbeiten an kontinuierlichen Verbesserungen.
- Verantwortung im Tagesgeschäft: Unsere operativen Abteilungen wie etwa der Einkauf, das Qualitätsmanagement oder das Marketing sind für die Entwicklung und Umsetzung von Veränderungsmaßnahmen verantwortlich. Wo nötig, füllt der Bereich Corporate Responsibility eine initiierende, kokreierende und begleitende Funktion aus.
- Offenheit und Lernbereitschaft: Wir wollen nicht belehren, sondern hören unseren Stakeholdern zu, sprechen Probleme offen an, sind selbstkritisch und lernen aus Fehlern.
Soziale und ökologische Standards als Mindestanforderung 
Nachhaltigkeit ist seit 2006 in die Unternehmensstrategie integriert und Bestandteil aller Geschäftsprozesse. Der Tchibo Social and Environmental Code of Conduct (SCoC), den wir in Zusammenarbeit mit unseren Stakeholdern entwickelt haben, bildet dafür die Grundlage. Er definiert Mindestanforderungen an Arbeitsbedingungen sowie Umweltstandards in der Produktion unserer Gebrauchsartikel und ist Basis aller Einkaufsverträge. Nachdem Tchibo 2006 den Social Code of Conduct entwickelt hat, haben wir den Kodex 2011 um Umweltanforderungen erweitert. Mit Unterzeichnung des SCoC verpflichten sich unsere Produzenten auf soziale und ökologische Standards in den Produktionsstätten. Dazu gehören beispielsweise Arbeitsschutz, das Verbot von Kinderarbeit oder Diskriminierung, die Anerkennung von Gewerkschaftsrechten und Maßnahmen zur Vermeidung negativer Umweltauswirkungen.
2017 haben wir den SCoC erneut überarbeitet. Er enthält nun weitere Anforderungen im Umweltbereich sowie Ergänzungen, die durch unsere Selbstverpflichtungen im Rahmen des Global Framework Agreements mit der Dachgewerkschaft IndustriALL Global Union, des Textilbündnisses sowie in Bezug auf die SDGs notwendig wurden.
Engagiert in branchenweiten Initiativen 
Für viele strukturelle Herausforderungen in den Wertschöpfungsketten gibt es bisher keine fertigen Gesamtlösungen, aber einige Stakeholder verfügen bereits über einzelne Teillösungen. Um diese zusammenzuführen und mit gebündelter Stärke Veränderungen zu erreichen, braucht es den Zusammenschluss aller relevanten Stakeholder zu Bündnissen. Deshalb arbeiten wir intensiv mit anderen Handelsunternehmen, Produzenten, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen sowie Vertretern der Wissenschaft und Gewerkschaften zusammen und engagieren uns in branchenweiten Allianzen, um Schritt für Schritt globale Lösungen zu implementieren. In der Kooperation mit anderen Stakeholdern wollen wir neben Missständen, wie Diskriminierung oder Niedriglöhnen, die dahinterstehenden systemischen Ursachen deutlicher adressieren. Beispiele dafür sind unsere strategische Allianz mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der REWE Group sowie unsere Mitarbeit im Textilbündnis.
Bereits 2012 hat Tchibo als zweites Unternehmen weltweit das Gebäudesicherheits- und Brandschutzabkommen „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“ unterzeichnet und an dessen Verhandlung, Inkrafttreten, Verbesserung und kontinuierlicher Umsetzung mitgewirkt. 2017 haben wir für drei Jahre ein Nachfolgeabkommen unterzeichnet, das den Accord so lange weiterführt, bis die Behörden in Bangladesch die Arbeit übernehmen können.
- 2015 sind wir dem Bündnis für nachhaltige Textilien, initiiert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), beigetreten. Der Fokus des Bündnisses von Politik, Wirtschaft, Standard- und Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Wissenschaft und anderen Stakeholdern liegt auf der Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards in den Produktionsmärkten der globalen textilen Lieferkette. Im Rahmen unserer Mitgliedschaft setzen wir einerseits unsere eigenen veröffentlichten Jahrespläne um und unterstützen zum anderen sowohl den Erfahrungsaustausch der Mitglieder als auch gemeinsame Initiativen in den Produktionsmärkten, die sogenannten Bündnisinitiativen. Derzeit sind wir in zwei Bündnisinitiativen aktiv: In einer Initiative engagieren wir uns für die systemische Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Mädchen und jungen Frauen in den Spinnereien und Textilfabriken im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. In der zweiten Initiative widmen wir uns dem Chemikalien- und Umweltmanagement, diese Bündnisinitiative baut auf unserer strategischen Allianz mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der REWE Group auf. Im Rahmen der Allianz wurde ein Trainings- und Qualifizierungsprogramm entwickelt, das in Produktionsstätten in China und Bangladesch durchgeführt wird. Daran anknüpfend wollen wir mit der Bündnisinitiative den Aufbau nationaler Qualifizierungsstrukturen, auch in anderen Ländern, unterstützen. Darüber hinaus hat sich Tchibo im Rahmen des Erfahrungsaustausches unter anderem an der Erstellung einer Broschüre für kleine und mittelständische Unternehmen zum Thema „Korruptionsbekämpfung in der Lieferkette“ beteiligt.
- Mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeiten wir in Myanmar zudem im Projekt „Arbeits- und Sozialstandards im Textil- und Bekleidungssektor in Asien“ zusammen, um die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsnormen bei unseren dortigen Kernlieferanten zu sichern.
- Wir sind seit 2016 Mitglied der Multi-Stakeholder-Initiative „Organic Cotton Accelerator“, die 2014 ins Leben gerufen wurde. Mit Akteuren des internationalen Baumwollsektors arbeiten wir daran, den Anbau von Bio-Baumwolle zu stärken und einen zukunftsfähigen Bio-Baumwoll-Markt aufzubauen.